Warum Xing, Facebook & Co meiden?

Xing, Facebook, StudiVZ, Myspace, ... jeder der sich im Netz bewegt kennt sie und fast jeder ist in mindestens einem sozialen Netzwerk Mitglied.

An und für sich sind soziale Netzwerke eine tolle Sache. Nachrichten mit Freunden austauschen, auch wenn sie mittlerweile weit entfernt wohnen, Fotos tauschen, in Gruppen den Zusammenhalt ganzer Cliquen pflegen - Treffen verabreden. Und das mit allen Freunden und Bekannten - alle sind sie in einem Netzwerk. Alte Freunde aus der Grundschulzeit usw. werden wieder gefunden, aber auch neue Leute werden kennen gelernt, Leute die ähnliche Interessen haben wie man selbst - einfach zu finden dank gut funktionierender Kategorisierungen, Suchfunktionen und und und. Jeder zieht so verschiedene Vorteile aus der Mitgliedschaft in einem sozialen Netzwerk.

Aber warum werden diese sozialen Netzwerke von einzelnen Gegnern so stark verteufelt? Sie bieten doch so viele Vorteile?!

Um diese Frage zu beantworten schauen wir uns doch einmal einen möglichen Werdegang eines sozialen Netzwerks an.

In einer Kneipe unterhalten sich zwei drei Leute darüber wie praktisch es doch wäre, wenn sie über eine Plattform im Internet miteinander kommunizieren könnten, gleich noch ihre ganzen Freunde mit einladen könnten. Prinzipiell entdecken sie die ganzen Vorteile welche eingangs schon einmal genannt wurden.
Da die technische Umsetzung scheinbar recht einfach zu bewältigen ist, entsteht flux ein kleines Netzwerk unter irgend einer Domain. Freunde werden eingeladen, man schreibt sich Nachrichten, stellt Fotoalben ein, die Freunde laden weitere Freunde ein, das Netzwerk wächst.
Das Wachsen des Netzwerks bemerken auch die Schöpfer und sie freuen sich wie ihre Idee doch von allen angenommen und gelobt wird. Es wird überlegt wie man die ganze Sache noch innovativer gestalten kann, das Netzwerk wird nach außen weiter geöffnet, viele weitere Personen treten bei.

Nun steigen aber mit zunehmender Größe auch die Kosten, schließlich will die Plattform auf einem Server gehostet werden und auch die Administration ist nicht mehr in ein paar Minuten erledigt. Die Mitglieder zu Spenden aufrufen? Oder gar Mitgliedsbeiträge verlangen? Utopisch! Wer gibt schon Geld aus, um sich mit anderen auf einer Internetplattform zu unterhalten! Schon diese Gedanken zu proklamieren würde ziemlich schnell die Nutzer vertreiben.

Ein soziales Netzwerk mit hohen Mitgliederzahlen ist nun aber nicht nur für die Mitglieder selbst interessant, sondern auch für einige Firmen:
Eine Internetseite, die oft und von vielen Leuten besucht wird, ist ein idealer Werbeträger! Außerdem lässt sich durch ein Loginsystem für jeden Nutzer ein individuelles Surfprofil speichern. So können die Interessen der einzelnen Nutzer ohne jegliche Schwierigkeiten herausgefunden werden, schließlich klicken sie ja ohne zu zögern alles an, was sie interessiert. Neben der Möglichkeit Werbung zu schalten, kann über soziale Netzwerke also auch Marktforschung betrieben werden - es wird nun auch gleich personalisierte Werbung angeboten, schließlich ist es doch viel praktischer, wenn jemand der in seiner Freizeit in einem Bergsteigerclub aktiv ist, Werbeanzeigen für Wanderausrüstung statt für Surfbretter erhält.
Die Möglichkeiten, die ein soziales Netzwerk Firmen in die Hand drückt, um Profit aus den freiwillig preisgegebenen Daten der Nutzer zu ziehen, sind jedoch noch viel größer.

Doch blicken wir kurz auf den Absatz vorher zurück: Unser soziales Netzwerk ist gewachsen und benötigt auf einmal viel mehr finanzielle Aufwendungen als vorher. Das ist natürlich auch den listigen Firmen klar und so bieten sie ein nettes Köfferchen mit Scheinen gegen die dicke Datenbank mit den Nutzerdaten - das Netzwerk wird kommerziell.

Der neue Besitzer hat ausreichend Mittel um das Netzwerk nun noch weiter auszubauen, mehr User anzulocken, mehr Daten zu sammeln, mehr Profit rauszuschlagen.

Aber wo ist denn plötzlich die geschützte Atmosphäre vom Beginn hin, wo doch nur ein paar Bekannte in dem Netzwerk waren und ungestört ihre privaten Unterhaltungen führen, ihre persönlichen Fotos tauschen konnten? Jetzt kann jeder von außen zuschauen, die Nutzerprofile sind auf einmal gläsern geworden.
Die geschützte Atmosphäre ist nun weg, sie wird auch nicht wieder kommen, eine geschützte Privatsphäre in sozialen Netzwerken wäre ja völlig gegenläufig zu dem, was die Netzwerke für viele (User und Betreiber) so interessant macht.

Was da interessant sein soll? Von den paar Sachen die Du in Deinem Profil stehen hast kann man nix über Dich erfahren? Guter Witz! Schon allein anhand der verlinkten ‚Freunde‘, können zum Beispiel Personalchefs erkennen in welchen Gefilden sich die jeweiligen Nutzer aufhalten. Eventuell findet sich ja auch das ein oder andere Foto von dieser und jener Party die viel zu lange ging und anhand der Gruppen in denen der Nutzer Mitglied ist werden die verschiedenen Interessen desjenigen sichtbar.
Wer hier auf die verschiedenen Privatsphäreeinstellungen der einzelnen Netzwerke setzt, ist furchtbar naiv; technische Mängel und Sicherheitslücken sorgen dafür, dass einmal eingegebene Daten auf den unterschiedlichsten Wegen die unterschiedlichsten Adressaten finden. Doch dazu in einem demnächst folgenden Artikel mehr ...

Was ist denn nun aber der Ausweg? Einfach austreten und soziale Netzwerke meiden?

Ja! Wer sich dem Ganzen entziehen will, der sollte aus den großen sozialen Netzwerken austreten bzw. gar nicht erst eintreten. Auch wenn dadurch die vielen schönen Vorteile, die eine Mitgliedschaft bietet, verschwinden.
Wer das nicht möchte und trotzdem seine Privatsphäre nicht nach außen kehren möchte, sollte bei jeder Aktion im sozialen Netzwerk streng darauf achten, was er macht, Datenhygiene betreiben und gegebenenfalls auch Freunde und Bekannte bitten, bestimmte Fotos o.ä. wieder zu löschen.

Ein anderer Weg sind kleine private geschlossene Netzwerke, Plattformen die von einem Technikversierten aus dem Bekanntenkreis betrieben werden und nicht öffentlich sind. Allerdings bedeutet dies zu Beginn viel Anstrengung, die ganzen Bekannten, welche ins Netzwerk sollen, zu überzeugen, dass dieses kleine Netzwerk viele Vorteile gegenüber den großen populären bietet.

  04.06.10 um 0:19 Uhr
  überwachung, menschen, datenschutz, failbook
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