Rot - Grün

Wer in Deutschland "Rot-Grün" hört oder liest, assoziiert damit sicherlich irgendwelche Koalitionsverhandlungen. Doch das heutige Thema hat nichts mit der Politik gemein, wenn auch Politik der falsche Begriff für die derzeitigen Spielchen da oben ist.

Rot und Grün sind Farben, Farben die manche gut, andere weniger gut erkennen und unterscheiden können. Dies liegt daran, dass eine Rot-Grün-Blindheit oder Rot-Grün-Sehschwäche vor liegt.
Das ganze gibt es meist nur bei Männern, da es ein rezessi v x-chromosomal vererbter Defekt ist, d.h. er wird über Erbmasse weiter gegeben, die auf Grund der Biologie fast nur bei Männern zur Ausprägung kommt, Frauen übertragen die defekten Gene jedoch an die Nachkommen.

Prozentual gesehen kommt eine Störung der Rot-Grün-Wahrnehmung recht häufig vor, mit 8 % bei Männern und 0,8 % bei Frauen wobei damit rein statistisch gesehen in Deutschland rund 3,5 Millionen Menschen Probleme beim Erkennen bzw. Unterscheiden von rot- und grün-Tönen haben.

Doch was genau ist bei einer Farbsehstörung defekt? Um Farben wahr zu nehmen gibt es im Auge auf der Netzhaut so genannte Zäpfchen, um exakt zu sein drei verschiedene Sorten: jeweils eine Art für blau, grün sowie rot; diese Farben können dann auch damit direkt wahrgenommen werden, alle anderen Farben sind Mischprodukte aus der Wahrnehmung aller drei Rezeptoren zusammen. Bei einer Rot-Grün-Sehschwäche sind nun die rot- und grün-Rezeptoren nicht richtig ausgeprägt, je nach dem wie die Gen-Kombination vorhanden sind sind sie mehr oder weniger funktionsfähig. Daraus ergibt sich, dass jede Rot-Grün-Schwäche individuell ist, somit ein Betroffener mehr sieht als ein anderer.

Wollen wir doch nun etwas von der Theorie abweichen, Interessierte finden darüber ausreichend weitere Informationen in den Weiten des Internets, wir wollen nun einmal schauen, wie sich ein Normalsichtiger in etwa eine in den Rot-Grün-Bereichen weniger differenzierte Welt vorstellen kann.
So ist die Farbwahrnehmung bei allen Farben die rot oder grün enthalten beeinträchtigt, lila erkennen viel gar nicht – dies wird als reines blau erkannt, genauso kann sehr schwer zwischen grün und braun differenziert werden, wie zwischen Rot- und Grüntönen, rosa erkennen betroffene in Kleidungsstücken oftmals als weiß an. Blink-, Brems- sowie Rücklichter können beim Auto fahren nachts oft nicht farblich unterschieden werden, genau so verhält es sich wenn Farbfehlsichtige an einem Bahnsteig stehen, ein Lichtsignal der Bahn betrachten und versuchen zu erkennen, welche Farbe gerade leuchtet.
Allgemein ist es für Betroffene schwierig Farben zu benennen sowie ein zu ordnen, sie werden oft gefragt: „Und wie siehst Du das jetzt?“, worauf sie meist einfach irgend eine Farbe sagen, die passen könnte, einfach weil sie nicht genau wissen was es ist. Manchmal erfolgt ein „scharfstellen des Bildes“ erst nach einer bestimmten Zeit, so das z.B. mehrfarbige Logos nicht von Anfang an als solche erkannt werden.

Auch wenn all diese Beispiele nun den Eindruck eines komplett anderen Farbsehens vermitteln, so stimmt dies nicht. Rot-Grün-Sehschwache haben trotz alle dem eine allgemeine Farbästhetik und sehen sich dadurch eher weniger im Alltag behindert.

Es ist jedoch schade, dass viele Designer oder einfache Webautoren dieses Farbfehlsehen bei ihrer Gestaltung vernachlässigen, Webseiten sind oft nicht entsprechend gestaltet, so dass Betroffene alles problemlos erkennen können oder schon Brettspiele stellen manchmal ein kleines Hindernis dar, da Spielfiguren grundsätzlich in rot und grün, meist auch blau und lila ausgeliefert werden, wodurch diese dann verwechselt werden, aufgrund mangelnder Unterscheidbarkeit.

Bleibt für viele zu hoffen, dass das allgemeine Bewusstsein für solche Defekte steigt, denn dann lassen sich doch die ein oder anderen Sachen besser gestalten in der Kommunikation mittels Farben, wovon schließlich beide Seiten etwas haben, denn der eine wird verstanden und der andere kann verstehen.

  23.05.07 um 5:53 Uhr
  farben, menschen
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