Istanbul – die Stadt der tausend Minarette

Mittlerweile ging es mit dem Rad ja nun schon so in einige Großstädte hinein auf dieser Radreise. Der Verkehr war dabei mal mehr oder mal weniger chaotisch, aber immer sehr stark. Die Anreise in das Stadtzentrum von Istanbul war aber definitiv noch einmal eine andere Hausnummer. Die Stadt begann schon mindestens 50 Kilometer vor dem eigentlichen Stadtzentrum – so ganz genau kann ich das wegen der zahlreichen Vorstädte garnicht sagen. Der Verkehr in Istanbul ist enorm. Der Hinweis aus dem Radreisewiki per Metrobus ins Zentrum zu fahren war Gold wert. Im Zentrum selbst, war ich mit dem dick bepackten Reiserad dann wesentlich schneller als die ganzen Autofahrer. Diese Stadt war gefühlt ein einziger Verkehrsstau. Mir wurde hier absolut deutlich, dass Autos und Innenstädte keine sinnvolle Kombination sind. Angenehm war das Radeln aber trotzdem nicht, denn ohne den türkischen Fahrstil für Zweiräder hätte auch ich im Stau gestanden. Um so erfreuter war ich dann endlich am Hotel anzukommen, wenn es auch eine ziemliche reudige Absteige war …

In den Straßen von Istanbul.

Nach den ungemütlichen ersten Tagen in der Türkei nahm ich mir nun endlich mal Zeit etwas mehr von der Türkischen Kultur zu entdecken. Schon allein entlang der Straßen zu schlendern war furchtbar interessant. Auf den Bürgersteigen gab es natürlich wieder Auslagen der angrenzenden Geschäfte, überall standen Straßenhändler und boten Tee, Süßkram, gebratene Esskastanien und noch viel mehr an. Im dichten Verkehr schlängelten sich Mopeds zwischen den Autos hindurch, nutzten einfach dauerhupend den Gehsteig mit und kämpften sich so etwas einfacher als die Handkarren-Schieber durch das Getümmel. In manchen verkehrsberuhigten Einkaufsvierteln (eigentlich kann man überall einkaufen), schoben sich die Menschen dicht an dicht durch die Straßen, wie als wäre gerade Weihnachtsmarkt in Deutschland.

Wie schon in Albanien, so befinden sich in Türkischen Städten oftmals die verschiedenen Geschäfte ein und des selben Gewerks alle in einem bestimmten Viertel. Also Wäschegeschäft, neben Wäschegeschäft, neben Wäschegeschäft; Werkzeugladen neben Werkzeugladen, … Eine besonders krasse Steigerung davon habe ich zwei mal bestaunt: Im Viertel der Kamerageschäfte bin ich in ein Haus hinein und dann waren da im Erdgeschoss 6 oder 7 Kamera- und Kamerazubehör-Geschäfte nebeneinander. Eine Etage weiter oben das gleiche, eine weiter hoch ebenso – das ging über 6 Stockwerke! Hier gab es echt alles was mit Kameras und Zubehör zu tun hat. Man musste nur wissen in welchem der unzähligen Geschäfte. Irgendwo anders bin ich durch Zufall in einem Haus mit lauter Geschäften für elektronische Bauteile gelandet (Widerstände, Kondensatoren, Schaltkreise, Messgeräte, Lötkolben, …), welches nach nach ähnlichem Prinzip gefüllt war. Es war sehr beeindruckend. Für mich als Kunden hat diese Ballung schon einen gewissen Vorteil, so war es zum Beispiel ziemlich einfach sämtliche Outdoor-Geschäfte auf der Suche nach Ersatz für meine defekte Isomatte abzuklappern.

Es gab überall so viel zu entdecken. Spannend zu beobachten waren zum Beispiel auch die ganzen Angler auf der Galata-Brücke oder der rege Betrieb an den kleinen mit Holz befeuerten Teekesseln, die Teeverkäufer einfach irgendwo kurzerhand aufstellten.

Eine Ladung Touri-Kram.

Natürlich bin ich nicht nur durch die Straßen geschlendert sondern habe mich auch dem üblichen Touri-Kram hingegeben. Hagia Sophia, Topkapi-Palast, Großer Basar, Ägyptischer Basar, diverse Brunnen, Bosporus-Rundfahrt, Besuch der Asiatischen Seite und so weiter. Der Topkapi-Palast hat mich sehr an das Gyeongbok Palais in Seoul erinnert – unzählige feinste Verzierungen, ein weitläufiges Areal mit den verschiedensten Funktionsbauten, eines schöner als das andere. Nur halt kein koreanischer Stil sondern eben Osmanischer. Schon schön um es einmal anzusehen, für mich dann aber auch ausreichend.

Süleymaniye-Moschee.

In Istanbul habe ich tatsächlich das erste mal eine Moschee von innen besucht. Für jemanden der Kirchen sonst auch nur besucht um die Architektur und Kunst vergangener Zeiten zu bestaunen, war dies mal ein Blick in eine andere Welt. Keine Szenen darstellenden Gemälde, nur Ornamente und Textauszüge aus dem Koran an den Wänden. Trotzdem unglaublich prunkvoll und schön. Toll zu betrachtende Lichtinstallationen und eine besondere Ruhe durch den Lärm ziehenden Teppich. Auch wirkte der Innenraum nochmal viel freier, so ganz ohne die Bankreihen, die es in Kirchen gibt. Und natürlich freundliche und hilfsbereite Menschen, die sich einfach die Zeit nehmen und ein paar Dinge über die Moschee erklären.

Nuruosmaniye-Moschee.

Moscheen gibt es in Istanbul in Hülle und Fülle, überall sieht man die Minarette hervor schauen.

Die Süleymaniye-Moschee und die Nuruosmaniye-Moschee haben mir sehr gut gefallen, besonders dass dort nicht so viel los war wie in der Hagia Sophia. Falls ihr also mal in Ruhe eine große, äußerst schön gestaltete Moschee in Istanbul besuchen wollt, schaut doch mal dort vorbei!

Auf dem Großen Basar.

Der Große und der Ägyptischer Basar sind schon mal ganz sehenswert. Aber es ist auch unglaublich viel los dort – absolute Weihnachtsmarktstimmung. In den zahlreichen sich aneinander reihenden Geschäften gibt es Gewürze, Süßigkeiten, Tücher, Smartphones, Lampen und vieles vieles mehr zu kaufen. Mehrfach wurden mir dort auch Teppiche angeboten, fliegen konnten sie leider nicht – sonst hätte ich ja für das Tier und mich zugeschlagen. Wer allerdings richtig alte kleine Lädchen sucht ist dort vergebens unterwegs, es ist schon alles an die gegenwärtige Zeit angepasst. Die Gewölbe-Decken im Großen Basar sind und werden aber liebevoll renoviert, so dass schon noch etwas vom alten Charme vorhanden ist.

Nachdem ich nun bereits einige weitere Städte in der Türkei besucht habe, sind mir diese überdachten Basare etwas häufiger untergekommen. Auch mit freundlicheren Preisen als in Istanbul und ein kleines bisschen weniger Trubel. Aber Basare ganz ohne Trubel gibt es nicht.

Schreiben ließe sich über Istanbul noch jede Menge. Auch noch mehr in Bildern zeigen, doch oftmals habe ich die Kamera einfach im Rucksack gelassen und nur mit den Augen genossen. Von den bisher besuchten Großstädten gefiel mir die Bosporus-Metropole schon ziemlich gut. Trotz des Verkehrschaos und der vielen vielen Menschen. Es tat dann aber auch gut die Fähre zu nehmen und wieder in ruhigere Gefilde aufzubrechen.

Die Bilderschlacht sei hiermit beendet.


Reisezeit: März 2022

Kommentare

2 Antworten zu „Istanbul – die Stadt der tausend Minarette“

  1. Benutzer Icon
    Sven

    Moin, kannst du nicht noch mal zurückradeln ich find ja so ein paar bunte Lampen würden ganz gut bei uns passen. Ansonsten weiterhin eine gute Reise.

    1. Benutzer Icon

      Das werde ich in den letzten Tagen meines Visums wohl nicht mehr schaffen. Aber die Lampen gibts hier des Öfteren, wenn’s nicht unbedingt aus Istanbul sein muss?

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