Ein unangenehmer Start in Griechenland

Willkommen in Griechenland – im Hintergrund der Grenzübergang.

Nach zwei Wochen Regen die ich überwiegend in albanischen Appartements ausgesessen hatte wollte ich weiter. Gründe gab es dafür mehrere: Zum einen stiegen die Covid Zahlen gewaltig an und es war nicht klar ob Griechenland seine Grenzen offen halten würde, zum anderen hatte ich das Abwarten nun mittlerweile satt.

Die griechische Grenze war nach der Montenegrinischen die zweite, wo das Thema Covid 19 eine Rolle spielte. Es musste 24 Stunden vorher ein Passenger Locator Form ausgefüllt und an der Grenze ein Schnelltest durchgeführt werden. Das Formular verlangte zwar nach ausführlichen Informationen zum Impfstatus, überprüft wurde dies allerdings nicht. Also am Ende auch wieder nur so halbherzig wie die humanoiden QR-Code-Scanner daheim.

Es ist Herbst in Griechenland.

Aber nun war ich endlich in Griechenland. Das Land welches ich für die Radreise-Überwinterung auserkoren hatte. Doch wirklich gut sahen die Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht aus. Keine zwei Stunden hinter dem Grenzübergang hieß es schon wieder Regenklamotten anlegen und dem Wetter trotzen. An diesem Tag konnte mir der Regen die Stimmung jedoch noch nicht verderben, viel zu groß war die Freude nun endlich in Reiseland Nummer 11 angekommen zu sein. Auch war es wieder extrem spannend die Unterschiede zu Albanien zu beobachten, alles für mich neue aufzusaugen. Am auffälligsten waren die zahlreichen öffentlichen Wasserhähne, die unzähligen Miniaturkirchen am Straßenrand und dass scheinbar viel weniger Müll als in Albanien herum lag.

Wasserhäuschen und Miniaturkirche.
(Letzteres Foto ist ein paar Tage später bei Sonnenschein entstanden.)

An Tag zwei gab es glücklicherweise nur am Abend Regen, jedoch gestaltete sich die Zeltplatzsuche schwieriger und ich war mir mit der Routenplanung nicht ganz sicher. Denn für die nächsten drei Tage war Regen ohne Ende angesagt. Die Überlegung das Ganze wieder in einer Unterkunft auszusitzen war aufgrund der Preise komplett hinfällig. In Arta hätte das günstigste Zimmer 48 Euro die Nacht gekostet – in Albanien hätte ich dafür vier oder fünf Nächte ein gutes Zimmer bekommen. Es war also Zelten angesagt.

In den Bergen bei Ioninna liegt schon Schnee.

Der dritte Tag in Griechenland schlug dann richtig rein. Es regnete, regnete und regnete. Es galt einen kleinen Gebirgszug mit einem Pass von um die 800 Höhenmetern zu überwinden und je weiter ich mich kämpfte, um so intensiver wurde der Regen. Irgendwann befand ich mich komplett in der Wolke, ich konnte kaum noch sehen wo es lang ging. Der Regen peitschte so heftig auf mich ein, dass ich mich ziemlich motivationslos fragte ob ich hier wirklich weiter will. Die Straße war eher ein geröllgespickter Feldweg, die Regenjacke mittlerweile nicht mehr ganz dicht, es war kalt und ungemütlich. Wirklich schlimmer als bis zu diesem Punkte konnte es aber auch nicht mehr werden, also beschloss ich es noch weiter zu versuchen. Bei Ankunft am höchsten Punkt schlug mir dann heftigster Wind vom Meer kommend entgegen. Auch wenn es mit ordentlich Gefälle nun für etliche Kilometer abwärts ging, so ging es teilweise extrem langsam voran. Der Wind war so heftig, dass ich Schwierigkeiten hatte mich mit dem Tier auf der Straße zu halten. Etwas später beruhigte sich die Lage glücklicherweise wieder und am Spätnachmittag kam sogar noch die Sonne raus. Ich erreichte das Tagesziel Arta, besuchte den dortigen Lidl und rollte anschließend in der Dämmerung ein paar Kilometer zu einem bereits als Schlafplatz auserkorenen Olivenhain zurück. Nun begann es allerdings schon wieder zu regnen. Aus dem Regen wurde später ein Gewitter welches dann unglücklicherweise auch noch direkt über mir zu sein schien, denn Blitz und Donner droschen gleichzeitig drauf los. Während der Blitze war es teilweise wieder taghell, es fühlte sich an als ob die Erde bebte. Zur Krönung tropfte es dann auch noch an der Zeltkuppel hinein.

Mein Sterne-Hotel für die Regennächte.

Am nächsten Morgen baute ich das Zelt im Regen ab und rollte wieder nach Arta. Auf dem Weg in die Stadt entdeckte ich ein kleines altes verlassenes Häuschen in der Größe einer Bushaltestelle – Fenster und Tür fehlten, dafür lagen darin ein paar Scherben. Sollte ich nichts besseres finden, so sollte dies das Versteck für die nächste Nacht werden. In Arta vertrieb ich mir die Zeit eine ganze Weile in einem Café, ständig beeindruckt von den Wassermassen – es regnete immer wieder intervallartig in extrem starken Schüben. Am Nachmittag fuhr ich nochmal in den Lidl um für die nächsten drei Tage Lebensmittel zu organisieren. Dabei traf ich auf Jevsej und Kaddi – ein Radreisepäarchen welches ich bereits in Kroatien getroffen hatte. Was für ein Zufall. Die beiden waren ebenso vollkommen in Regenkleidung eingepackt und Jevsej fragte gleich ob ich ebenfalls so ein krasses Gewitter letzte Nacht hatte. Leider dämmerte es schon und so mussten wir wieder tschüss sagen, dabei hätten wir noch ewig quatschen können.

Die nächsten zwei Nächte verbrachte ich in dem verlassenen Häuschen. Die Scherben waren schnell bei Seite geschoben, so dass das Innenzelt aufgestellt werden konnte. Für das Tier gab es gerade noch genug Platz, so dass es nicht auffällig vor der Hütte geparkt werden musste. Es regnete, regnete und regnete. Wenn ich auch nicht gerade viel Platz hatte um mich zu bewegen, so war ich doch sehr froh ein halbwegs trockenes und geschütztes Fleckchen gefunden zu haben, um diesen letzten großen Regen auszusitzen, versprach der Wetterbericht doch für die folgenden Tage endlich Besserung.


Reisezeit: Dezember 2021

Kommentare

2 Antworten zu „Ein unangenehmer Start in Griechenland“

  1. Benutzer Icon
    Andreas

    Deine Freunde sind straff weiter geradelt und kurz vor Antalya. Das heißt du bist in zwei Monaten dann auch dort?
    Zum Glück ist deine Reise kein Wettrennen.

    1. Benutzer Icon

      Keine Ahnung wo ich in zwei Monaten bin und ob es mich nach Antalya treibt. Vermutlich aber schon in der Türkei 😉

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