Die „letzten“ Kilometer in Griechenland

Abendstimmung in der Thessalischen Tiefebene.

Von Meteora aus ging es dann doch recht zügig durch Nordgriechenland in die Türkei. Diese rund 700 Kilometer einfach nur so abzuspulen wurde der Region garantiert nicht gerecht. Allerdings war das Wetter alles andere als angenehm und ich wollte in die Türkei – nach über drei Monaten in Griechenland war es Zeit ein Stückchen weiter zu kommen. Der späte Kälteeinbruch in Griechenland sorgte nicht gerade für Besichtigungslaune bei mir. Gegen die Kälte half nur Radeln, Radeln, Radeln um warm zu bleiben und ab und zu mal einen Stop in einem warmen Café einlegen. Das Olivenöl hatte sich Abends meist zur Creme verwandelt. Morgens hieß es das gefrorene Wasser mit dem Kocher wieder aufzutauen und „Wärmflaschen“ zu präparieren, um beim Packen zwischendurch die Hände wieder auftauen zu können. Kaum waren die Tage mit Regen, Schnee und Hagel überstanden, blies der Wind gewaltig von vorn und wollte mich partout nicht in die Türkei lassen.

Für diese letzten Kilometer hatte ich mir dann auch recht bewusst eine Route mit etwas weniger Höhenmetern gewählt, herausfordernd genug war es ja schon dank des Wetters. Nach der Thessalischen Tiefebene ging es überwiegend entlang der Küste in Richtung Alexandroupoli und von da zur Grenze.

Es gab also ausnahmsweise mal etwas mehr flaches Land zu sehen. Langweilig sah es aber trotzdem nicht aus – die hier vorherrschende Art von Agrarland kannte ich bisher nämlich noch nicht. Die Landschaft war durchzogen von Bewässerungsgräben – größere und kleinere, mal mit Beton ausgekleidet, oder einfach nur in die Erde gegraben ohne weitere Befestigung. Dazu waren auch überall Stromleitungen vorhanden, die immer in kleine Häuschen führten. Jedes Feld hatte so ein Häuschen, darin befand sich dann die Pumpe zur Bewässerung. Die Felder lagen während meines Besuchs jedoch meist brach. Viele standen unter Wasser. Ziemlich genaue Anzeichen für das, was da angebaut wurde fand sich an den Straßenrändern. Die dort wachsenden Sträucher und Bäume waren stets mit einer weißen Schicht dekoriert – wie als wenn sie mit Toilettenpapier behangen und anschließend einige Zeit beregnet wurden. In den Siedlungen und Dörfern standen überall leere LKW- und Traktor-Anhänger herum, deren Wände aus recht feinmaschigen Gittern bestanden, die ebenfalls so weiß dekoriert waren. Ich radelte also durch Baumwollplantagen. Krass!

Ein Stück weiter im Osten fand ich dann auch ein paar Felder wo noch die Stängel der abgeernteten Pflanzen aus der Erde ragten, manchmal gab es dort auch noch ein paar mickrige tragende Baumwollpflanzen zu sehen. Und überall Wassergräben, Stromleitungen sowie Pumphäuschen. Der Aufwand für den Anbau der Baumwollpflanzen wirkte enorm für mich.

Neben Agrarlandschaft gab es aber auch noch schöne Küstenabschnitte mit langen Sandstränden die bei besserem Wetter garantiert gut zum Entspannen sind. In der Region um Xanthi tauchten neben Kirchen auch die ersten Moscheen auf und zu den entsprechenden Zeiten gab es den Ruf des Muezzins. Durch die Nähe zur Türkei sehr verständlich, erwartet hatte ich dies trotzdem nicht. Schließlich gab es beim Überqueren der Grenze von Albanien nach Griechenland schlagartig keine einzige Moschee mehr und nur noch die orthodoxen Kirchen.

In der Gegend hinter Alexandroupoli wurde es dann recht ruhig und einsam. Dieses Fleckchen so kurz vor der türkischen Grenze hatte etwas vom Ende der Welt – und tatsächlich sollte es mit der Türkei dann auch gefühlt in eine andere Welt weiter gehen.


Reisezeit: März 2022

Kommentare

2 Antworten zu „Die „letzten“ Kilometer in Griechenland“

  1. Benutzer Icon
    Andreas

    Gute weiterfahrt.
    Was war eigentlich das Leckerste in Griechenland?

    1. Benutzer Icon

      In Griechenland habe ich mich garnicht so intensiv durch die lokale Speisekarte gefressen … aber das Moussaka war schon ziemlich gut.

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