Auf der Regenbogeninsel Hormuz

Surreale Landschaft auf Hormuz.

Surreale Landschaft auf Hormuz.

Hormuz ist definitiv einer der bizarrsten Orte der Welt die ich bisher besucht habe. Selten hab ich beim Bearbeiten der Bilder für dieses Blog so oft einfach nur da gesessen und gestaunt – ja, die Eindrücke dieser kleinen Insel wirken immer noch nach. Es ist ein wahres Wunder, was die Natur da geschaffen hat.

Im Dorf Hormuz geht es ruhig zu.

Bei Hormuz handelt es sich um eine ziemlich kleine, annähernd kreisrunde Insel im Persischen Golf. Sie gehört zum Iran und gibt der Meerenge zwischen Bandar Abbas und Dubai ihren Namen „Straße von Hormuz“. Auf der Insel gibt es genau ein Dorf, ebenfalls Hormuz genannt. Um die Insel herum verläuft genau eine Straße. Mit einem Durchmesser von rund sieben Kilometer dürften das dann so um die 22 Kilometer für die Inselumfahrung sein. Von der Straße zweigen nur ein paar wenige Wege zu den Attraktionen der Insel ab, außerdem gibt es eine unspektakuläre recht zerstörte Stichstraße zum mit 190 Metern höchsten Punkt der Insel, an dem ein langweiliger Sendemast von einem unfreundlichen Köter bewacht wird. Viel Strecke gab es also nicht zurückzulegen, aber bei den „kühlen“ Temperaturen von um die 33 Grad Celsius mit einer Luftfeuchtigkeit jenseits der 75 Prozent war das auch ganz gut so.

Sieht schon mal ganz hübsch aus auf der Insel.

Die Insel fühlte sich eigentlich überhaupt nicht nach Iran an. Dank der Abgeschiedenheit und der lediglich 6000 Einwohner herrschte ein ganz ruhiges Inselflair. Dazu kam eine völlig andere Mentalität als auf dem Festland. Alles war ein Stück entspannter. Oftmals hörte ich lauten Reggae oder Party-Musik wenn eine der zahlreichen Motorradrikschas an mir vorbei zog. Autos waren eher selten anzutreffen. Viele der Einwohner die mir begegneten sahen auch nicht wie typische Iranis aus, laut meiner Recherchen ist die Mehrheit der Einwohner auch tatsächlich arabischer -, indischer – sowie afrikanischer Abstammung. Ich sah viele Männer in kurzen Hosen, nicht alle Frauen trugen einen Hijab. Besonders die iranischen Touris vom Festland schienen die Freiheit dort recht unbekümmert zu genießen. Hormuz und ein paar andere Regionen im Süden des Irans scheinen ein kleines Refugium für alternative Kultur zu sein, besonders junge Iranis scheinen sich dort „freiere“ Nischen fern ab vom Mullah-Regime zu suchen.

Das Safran-Tal, hier hat es mir das erste mal die Sprache verschlagen.

Neben dieser ganz besonderen Stimmung war aber vor allem die außergewöhnliche Natur für mich besonders faszinierend. Die Insel ist eigentlich ein ziemlich lebensfeindlicher Ort. Die gesamte Insel besteht aus verschiedenen Sediment- und Vulkangesteinen in diversen Farben. Die Böden sind salzig. Trinkwasser gibt es nicht und wird heutzutage über eine im Meer verlegte Leitung vom Festland zur Insel befördert. Die Vegetation auf der Insel ist demzufolge äußerst spärlich. An ein paar Stellen hat man versucht Mangrovenwälder anzulegen, deren Größe ist allerdings recht überschaubar. Es gibt ein paar wenige Bäume und sonst überwiegend strauchige Gewächse, die Vegetationsdichte ist allerdings nicht sehr hoch. Was von der Beschreibung her nun eher ziemlich häßlich klingen mag, ist in Wahrheit aber wunderschön. Ich fühlte mich wie auf einem anderen Planeten. Es gibt rote Täler durch Unmengen von Eisenoxiden, dazwischen schlängeln sich ocker/orange Flüsse, die allerdings fest auskristallisierte Salze sind. Es gibt weiße Berge, von der Ferne meint man mit Schnee bedeckte Kuppen oder gar Gletscher zu sehen, was bei den lächerlichen Höhen und extremen Temperaturen aber völlig abstrus ist – Salzkuppen oder Salzgletscher sozusagen. Eine Höhle war mit astrein weißen Salzkristallen geschmückt, in einer anderen wechselten sich die Eisenoxid-Schichten regenbogenartig mit anderen Mineralien ab. Dazu gibt es klassische Sandstrände, rote Eisenoxidstrände, schwarze Strände. Und überall extrem schroffe Felsformationen. Egal wo ich hin kam, die Landschaft fühlte sich absolut unwirklich an. Wie als wenn ich durch eine künstlich geschaffene Filmkulisse eines Fantasie Stücks wandeln würde. Wäre der Iran nicht durch die westlichen Sanktionen und das mittelalterliche Mullah-Regime so extrem isoliert – Hollywood und Co würden dort zum Drehen Schlange stehen.

Mit dem Rad über die Insel zur Regenbogen-Höhle und den Salz-Höhlen.

Der Tourismus auf der Insel scheint sich langsam zu entwickeln. Die meisten Gäste sind Festland-Iranis, welche die entspanntere Atmosphäre zu suchen scheinen und sich in den Rickschas über die Insel von Attraktion zu Attraktion fahren lassen. An einigen dieser Orte gibt es dann auch ein kleines Café oder einfache kleine Hütten in denen sich bunte Kleidung, Schmuck, Traumfänger und allerlei Trödel Kunst erstehen lässt. Die Tourismus-Infrastruktur wächst. Ein paar Kilometer von Hormuz Dorf wurde eine ikonische Feriensiedlung mit vielen kuppelartigen Gebäuden angelegt. Errichtet aus mit Erde gefüllten Sandsäcken, mit lehmverputzten und bunt angepinselten Fassaden. Im Dorf sprach ich mit einem angehenden Hostel-Besitzer, er stand drei Tage vor der Eröffnung. Die natürlichen Attraktionen wirkten auf mich noch recht intakt, es gab keine fest definierten Wege – man konnte alles betreten. Auch lag dort kaum Müll herum. An den Stränden freilich schon mehr, aber längst nicht so intensiv wie anderswo. So bitter wie das auch klingen mag: Ich war vermutlich noch „rechtzeitig“ da.

Und wieder absolut bizarre Anblicke im Regenbogen-Tal und an der Salzgöttin.


Reisezeit: Oktober 2022


Posted

in

by

gefällt mir:




0

Tags:


Kommentare

5 Antworten zu „Auf der Regenbogeninsel Hormuz“

  1. Benutzer Icon
    Marcin M

    Wow! Hormuz looks great.
    Looking forward to read description of your visit on Qeshm island.

    1. Benutzer Icon

      Hehe, yes Qeshm is a very special place as well. This post will come soon 😉

  2. Benutzer Icon
    Christian

    Die Insel sieht aus wir aus dem Film: „Robinson auf dem Mars“ (60er)!!! Danke wiedermal für die tollen Bilder!
    Beim TdoT hat ein ehemaliger S. nach dir gefragt, ich habe gesagt, dass du auf Weltreise bist! Ich soll dich also grüßen von Aleksander. LG Christian

    1. Benutzer Icon

      Den Film kenne ich leider nicht. Gern, für diesen Beitrag war es mir wirklich ein Vergnügen diese nachzubearbeiten – ich bin immernoch fasziniert von diesem Ort.
      Danke für die Grüße!

  3. Benutzer Icon
    Andreas

    Wie kann da ein Chemielehrer nicht begeistert sein?
    Weiß ich auch nicht.
    Ich bin extrem begeistert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert